08 Januar 2007

Absturz oder Ausstieg?

Es gibt Tage, die verlaufen genaus so düster, wie das Wetter in den Dezembertagen. Erst will die Sonne nicht aufgehen, dann bleibt die Wolkendenke geschlossen und obendrein regnet es im Dauerlauf.

Ohne sonniges Gemüt ist ein Stimungstief kaum noch auszuhalten.

Und genau an solchen Tagen kommen dann auch die Informationen ins Haus, die die Wolken noch stärker absenken lassen und den Dauerregen zum Platzregen werden lassen.

An solchen Tagen brauche ich ein breites Kreuz und das Wissen um ´die Sicherheit, dass es sich alles wieder einpegeln läßt, vorausgesetzt, ich lasse den Kopf nicht hängen oder verliere gar die Nerven.

Die Geldknappheit noch Weihnachten und Jahreswechsel ist schon seit Jahren eine chronische Erscheinung auf meinem Konto. Das kenne ich, damit kenne ich mich aus. Im Gegenzug zu den extrem starken finanziellen Bewegungen in Dezember darf ich mich im Januar so gut wie gar nicht bewegen. Nur ein paar kleine Schritte durch den Spuermarkt und alle anderen Seitensprünge, wie z.B. in ein Kaffee oder ähnliches muß ich selbstdizipliniert meiden. Daran hab ich mich gewöhnt, das halte ich durch.

Doch am Freitag kam ein Anruf, der mich eine tiefe Regenwolke auf meinen Kopf ansenken lies, die mir fast die Luft nahm. Ein freundliche Stimme vom Vermieter "Sie haben ihre Miete nicht bezahlt" Oh mein Gott, die Nachricht zog sich wie ein Gewitter über meinen Kopf zusammen und schon schlugen die ersten Blitze in Bauch und Bein. Kribbeln in der Magengegend und weiche Knie waren die Folge.

"Bis Dienstag haben sie Zeit, ihre Miete zu bezahlen" Die Stimme klingt, als würde sie mir eine Todesnachricht überbringen. "Wenn sie nicht gleich handeln, müssen sie sterben" so die unterschwellige Botschaft der Stimme.

"Nein, ich will noch nicht sterben" setzt mein Geist dieser Todesnachricht entgegen. "Ich werde nicht unter der Brücke schlafen und meine Habseeligkeiten in einem Ald-Einkaufsbeutel mit mir herumtragen.

Ich erinnere mich an eine Geschichte unseres YogaLehrers, der uns Schüler mehr als einmal von einem Mann berichtete, der von heut auf morgen sich aus allen Lebensfluss ausklinkte und 2 Jahre seine Lebens auf einer Parkbank verbrachte. Alles Bettel und Flehen der Angehörigen verhallte ungehört in seinen Ohren. Standhaft hielt er sich dem Lebensfluss fern, zog seine Sinne aus dem Äußeren Leben und sah nur nach innen.

Endlich und zur Erleichterung der Angehörigen stand er - völlig verwahrlost - von seiner Bank auf, die ihn 24 Monate festhielt und nahm wieder am Leben teil. Doch nicht mehr in gewohnter Weise - der eines gehetzen Menschen, der mit der Überzeugung der eigenen Wichtigkeit von Termin zu Termin rast um am Ende seines Leben vor der eigenen inneren Leere zu stehen. Nein aus ihm war ein weiser Mann geworden, der viele Ratsuchende eine gesunde Lebenshilfe geben kann.

Obwohl mich die Geschichte von dem weisen Mann stark beeindruckte, den Nerv für ein Leben auf der Parkbank kann ich nicht aufbringen. So bleiben die weichen Knie und das Kribbeln in der Magengegend. Noch online prüfe ich mein Konto und sehe zwei Abbuchungen, die ich in meiner "Überlebensformel" für die Zeit nach Weihnachten nicht berücksichtigt hatte. Große Daueraufträge auf mein Sparkonto - oh shit.

Doch ich bin erleichtert und auch mein Vermieter wird erleichtert sein. Sein Wohnungsbestand wird zur Zeit über das Konto der WohnungsLeerstände bewirtschaftet und sie müssen nicht befürchten, noch einen Mieter zu verlieren.