13 September 2006

Im Winde verweht

An manchen Tagen spüre ich den Drang, mich in ein Schneckenhaus zurück zu ziehen. Nicht zurück ziehen von der Welt um mich zu schützen, sondern mich selber reflektieren zu können.

Die Zeit dafür muß ich mir nehmen, will ich weiter so emsig nach außen agieren. Die Tage sind angefüllt mit Terminen auf verschiedenen Plätzen und den unterschiedlichsten "Hochzeiten".

Während ich mich auf einer "Hochzeit" auf allen Ebenen durchsetzen muß, wird auf der anderen eine totale Unterordnung erwartet und auf der nächsten wieder ein behutsames voranschreiten um die hemmende Gewohnheiten zu durchbrechen. Das gelingt mir nur durch Anpassung, d.h. ich fühle mich in die anderen Person hinein um zu schauen, ob schon genügend Bereichtschaft zu Veränderungen vorhanden ist.

Und erst am Abend komme ich selber dran. Dann erwatet mich mein Schneckenhaus, in dem ich mich von allen Eindrücken zurückziehen kann und mir von mir selber ein Bild machen "Hab ich noch alles beisammen oder sehe ich schon zerfledert aus?".

Da gibt es Tage, das fühle ich mich wie ein alter Stoffballen, dessen obere Stoffbahn einem so starken Wind ausgesetzt war, dass ich sie nur noch zerschlissen wieder einrollen kann. Nachdem sich die Fasern der Stoffbahn in der Nacht wieder mit einander verwoben haben, halte ich sie am nächsten Tag schon wieder in den Wind, der wie immer daran hin- und herzerren wird.

Schon einige Meter Stoff wurden von Wind so schwer beschädigt, dass ich sie nur noch abschneiden konnte und eine neue angewickelte Stoffbahn in den Wind halten konnte.

Wenn ich davon ausgehe, dass einem Menschenleben nur ein Stoffballen von sagen wir mal 100 m zur Verfügung steht, hab ich davon in meinem bisherigen Leben 70 m verbraucht. Davon hab ich gute 50 m vergeudet, weil ich nie von meinem Schneckenhaus gebrauch gemachte. Ich lies die Stoffbahn ohne Chance auf Reparatur im Wind flattern, bis sie nur noch jämmerliche Fetzen waren. Ich hatte ja noch genug auf dem Ballen.

Der Vergeudung nahm erst ein Ende, als ich erkannte, das die Stoffbahn nicht ewig reicht. Noch 30 m hab ich um mich weiter im Leben halten zu können, ohne das das Schneckenhaus zu meinem DauerOrt für mich wird

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