Na..wer sag´s denn, Der Frühling erreicht jetzt auch den Norden und zaubert die satten Farben in die Landschaft.
Auf einen Zauber hofft auch der Kleine, der – egal was wer macht – aneckt. Weil alles was er macht, ein Zahn zu schnell oder zu hart ist. Ich würde sagen – es ist jemand für große Sachen. Aber so einfach ist es auch wieder nicht, denn seine Sinne sind nicht nur sensibel, sondern, wie soll´s auch anders sein, hypersensibel.
“Ich war heut ganz artig” damit begrüßt er mich. Wir betreten gemeinsam die Sporthalle. Er ein 9jähriger Junge der schon seid 4 Jahren Breitensport macht. “Das ist ja super” lob ich ihn. Ich weiß, das artig sein, eine Lebensaufgabe für ihn bleiben wird. “Und deinen Stier hast du heut auch zu Hause gelassen?” frag ich noch mal nach. “Ja…der ist heut nicht mitgekommen” Er freut sich und geht entspannt in die Halle. Dort tollem schon die anderen Kinder herum. Nach dem Stier fragte ich, weil genau so aus sieht, wenn er unter Druck und Dampft steht.
Die Sportstunde hat ihren Höhepunkt erreicht, als der Staffellauf gestartet wird. Jeder Gruppe muss den ihren Staffelstab weiter reichen. Der kleine Wettkampf soll die Reserven der Kinder noch einmal mobilisieren und das Gefühl für Gerechtigkeit weiter stärken. Mitten im Lauf kracht es plötzlich . Ein kleines Mädchen liegt auf dem Boden, schreit und hält den Ellenbogen fest. Wahrscheinlich sie sie darauf gefallen.
“M… zieh dich an und verlass die Sportstunde” Die Order kommt vom Haupttrainer, der die Stunde Zum Schutz der anderen Kinder ist die Maßnahme wegen der Verletzungsgefahr nötig. M…..verlässt schnaufend wie ein Stier aber wortlos die Halle. Er weiß, das war wieder ein Fehlgriff von ihm aber er kann und will ihn auch nicht mehr rückgängig machen. ER war im Recht, dessen war er sich ganz sicher. Das kleine Mädchen setzt sich laut weinend in die Ecke.
Ich folge dem kleinen Stier im die Umkleidekabine. Will nicht, dass er mit der Konsequenz allein gelassen wird. “Was war denn los” frag ich ihn ruhig. “Sie hat den falschen Staffelstab genommen und da hab ich sie einfach runtergehauen” Er spricht nur abgehacktes Deutsch, denn seine Heimat ist weit weg – Ukraine oder so. Dann fallen Worte sie “Nicht zuhören…ausrasten……..umhauen” Ich kann mir jetzt einen Reim drauf machen. Die Kleine hat SEINEN Staffelstab genommen, hat aber im Eifer des Gefechts nicht verstanden, was er von ihr wollte, ist mit dem falschen Staffelstab losgerast, er dann hinterher um sie runter zu hauen. “Ich kann dann nicht anders” damit beendet er seine Version vom Vorfall. Was den Fehler der Kleinen betraf, war er im Recht, was sein Verhalten betraf, nicht. Er weiß es, kann es aber nicht abstellen.
Dann erzählt er mir etwas von einem weißen und schwarzen Stier, der er sei. “In der Schule ist der weiße Stier, aber hier finde ich ihn nicht. Auch im Kindergarten war ich ein weißer Stier und der schwarze war nur soo klein.” dabei hält er seine Hand tief über den Boden. Aber den großen weißen Stier finde ich nicht mehr wieder. Ich suche ihn überall und finde aber immer nur den schwarzen Stier” Er nutze die Farben schwarz und weiß als Metapher für gut und böse” Ich bin beeindruckt, wie sehr er als 9 jähriger sich damit auseinander setzt. Er ist traurig, dass der er den weißen Stier nicht mehr finden kann und wünscht sich in den Kindergarten zurück”
Er hinterlässt bei mir nicht nur Traurigkeit sondern auch Nachdenklichkeit.
Ostseemaus
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen