Was meine Augen sahen, wollte ich nicht glauben. Der Text, er veränderte sich auch unter meinem fixierenden Blick nicht. „Heute kein Zugriff mehr“ und entgeistert musste ich zusehen, wie meine Karte vom Geldautomaten verächtlich ausgespuckt wurde.
Während die zitternde Fingerspitzen den Rest der Karte aus dem Schlitz zieht, wandern die ausdruckslosen Augen langsam vom Automaten zur Geldkarte und zurück. Die Augen scheuen den Blick in die Halle, niedergeschlagenen Augenlider sind ein gutes Versteck.
Mit einem Schlag war ich nackt, gefangen und eine Aussätzige.
„Kein Geld...wie einem das gleich die Stimmung verdirbt“
Als ich den Satz in den Roman „Das JesusVideo“ las, wäre ich vor lachen fast von meinem Sessel gefallen. Der Satz, wie lebensnah, wie treffend, super treffend. Insgeheim war ich froh, meine Geldkarte wurde vom Geldautomaten nicht so schlecht behandelt.
Aber dann, dann traf es mich.
„Der vorletzte Kontoauszug, er traf mich wie ein Schlag. In dem Moment fiel mir der Satz wieder ein
„Kein Geld...wie einem das gleich die Stimmung verdirbt“
Wieder warf er mich fast wieder aus dem Sessel, jedoch diesmal nicht vor lachen, sondern vor Tränen.
Diese Zahlen
sie verdrehten
den Kopf und machten ihm schwindlig
sie schossen
in die Knie und machten sie weich
sie schlugen
auf den Magen und hinterließen einen Brechreiz
sie trieben
Hitze auf die Stirn und hinterließen Schweißperlen
sie pochten
an die Herzwand und hinterließen einen dumpfen Schmerz
sie beschleunigten
den Blutfluss und hinterließen einen erhöhten Blutdruck
sie spannten
die Stimmbänder an und hinterließen einen ungewollten Aufschrei
sie schnürten
den Hals und hinterließen Atemnot
sie rissen
mich aus dem Schlaf und hinterließen Schlaflosigkeit
sie drückten
auf die Drüsen und hinterließen Tränen
sie verlangten
nach Deckung........
Was der Anblick von Zahlen in (m)einem doch alles auslösen konnte...die Zahlen eines aktuellen Kontostandes.....
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